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Frank Posiadly. Autor.

Romanveröffentlichungen

Freud schweigt

Freud schweigt

Der junge Sigmund Freud ist in die Hansestadt Hamburg gereist, um seine Verlobte Martha Bernays zu sehen. Er hat Geldsorgen und ist froh, hier eine Patientin behandeln zu können. Doch auf dem Weg zu der jungen Frau macht er einen furchtbaren Fund: In einem Fleet der Speicherstadt findet er die Leiche eines Babys. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem toten Kind und dem Schicksal seiner traumatisierten Patientin? Auf der Suche nach Antworten gerät Freud in ein Netz von Lügen und Intrigen, das bis in die höchsten Kreise der Stadt reicht.
2024, Gmeiner Verlag

348 Seiten, 12,5 x 20,5 cm, Taschenbuch
ISBN 978-3-8392-0594-5

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Textauszug "Freud schweigt"

Leseprobe: Freud schweigt Das Wasser troff ihm aus dem frisch gestutzten Bart, dem für zu viel Geld geschnittenen Haar und seinem Anzug. Dem guten, den er so nötig brauchte wie der Maurer seine Kelle und der Schuster seinen Leisten. Nicht, um seine Blöße zu bedecken und ihn zu wärmen, sondern um ihn als einen zivilisierten Menschen zu kennzeichnen. Doch wie sollten Pantalon und Gehrock ihm ihre Dienste tun, wenn in dem gekämmten Garn, das sackförmig an seinen dünnen Gliedmaßen herunterhing, grauer Schlamm, aufgeweichte Kohlblätter und unzweifelhaft als solche zu erkennende menschliche Exkremente klebten?
Der Mann, der Sigmund Freud hieß – den Namen Sigismund Schlomo, den seine Eltern ihm gegeben hatten, hatte er schon als Oberschüler abgelegt – fühlte sich mit seinem Hamburg heute nicht befreundet. Die Fleete und Kanäle, mit denen er gerade Bekanntschaft gemacht hatte, waren berühmt für die stinkende Brühe, die von Ebbe und Flut wohl nur hin und her geschoben, niemals jedoch durch frisches Elbwasser ersetzt wurden. Alle Jahre wurden ihre Anwohner von der Cholera dahingerafft, die verlässlich wie die Gezeiten das Gängeviertel heimsuchte, ein Gewirr von Häusern, die sich in unkontrolliertem Wildwuchs miteinander verknoteten. Ratten tummelten sich selbst am Tag in den engen Gassen, in die niemals ein Sonnenstrahl fiel.
Als er das zarte Gesichtlein in dem vom Wind aufgewühlten Wasser des Fleets hatte aufblitzen sehen, hatte er noch an eine Sinnestäuschung geglaubt, für die er seine gereizten Nerven verantwortlich machte. Kaum eine Stunde hatte er mit seiner Martha für sich gehabt, dabei waren Monate seit dem letzten Zusammentreffen mit seiner Verlobten vergangen. Statt mit ihr zärtliche Worte zu tauschen, hatte er sich darin wiedergefunden, unter den Argusaugen der Prinzipalin von den Verhältnissen in seiner Ordination in Wien zu berichten. Ohne die Unwahrheit sprechen zu müssen, hatte er mit der Kunde einer vollen Praxis aufwarten können. Dass sich unter den Besuchern kaum mal ein zahlender Patient befand, hatte er indes diplomatisch verschwiegen. Allein schon Begeisterung für den unsäglichen Arztberuf zeigen zu müssen, strapazierte ihn über die Maßen. Er wusste, dass Marthas Mutter seine Ausführungen akkurat in Mark und Pfennig umrechnete. Ihr Blick hatte dabei unmissverständlich ausgedrückt, dass das Ergebnis zum Heiraten nicht reichte, worin er im Prinzip mit ihr übereinstimmte.

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Die Stille nach dem Tod

Die Stille nach dem Tod

Nele Hagen ist Streifenpolizistin in Hamburg St. Georg. Sie ist die erste am Tatort, als eine junge Mutter mit einer schweren Kopfverletzung aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht wird. Was zunächst wie ein Haushaltsunfall aussieht, nimmt bald eine dramatische Wendung. Denn ein Unbekannter dringt in die Intensivstation ein und hinterlässt am Bett der sterbenden Frau eine unheimliche Visitenkarte: düstere Musik, die nur aus Geräuschen entsteht. Geräuschen, die der Täter aufgenommen hat, als er ihr heimlich nachstellte und sie schließlich brutal in ihrer Wohnung niederschlug. Bald schon taucht ein zweites Musikstück auf. Der Täter hat es an Nele Hagen geschickt. Ist die junge Polizistin sein nächstes Opfer?
2016, Leda-Verlag

‎311 Seiten, 12,1 x 2,7 x 19 cm, Taschenbuch ‏
ISBN 978-3-8641-2098-5

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Textauszug "Die Stille nach dem Tod"

Leseprobe: Die Stille nach dem Tod Die Tür geht ganz leicht und leise auf. Kein Geräusch, außer seinem Herzen, das schnell schlägt. Aber das kann nur er hören. Er hält inne und horcht in die Stille hinein. In der Küche läuft ein Wasserhahn. Wahrscheinlich füllt sie einen Topf. Vielleicht, um Nudeln oder Kartoffeln aufzusetzen. Er schließt die Tür ganz langsam wieder. Es ist ein aufregendes Gefühl, in der Wohnung zu sein und zu wissen, dass sie es nicht weiß. Er könnte jeden Moment die Küche betreten. Dann würde sie ihn sehen. Aber das will er nicht.
Er sieht sich im Flur um. An der Garderobe hängen noch die Winterjacken, obwohl es nicht mehr lang bis Ostern ist. Kein Wunder, denn es ist für die Jahreszeit noch viel zu kalt. Vergangene Woche hat es sogar noch einmal Schnee gegeben. Dicke, schwere Flocken, die schmelzen, sobald sie zu Boden fallen. Da hat er mit ihr an der Bushaltestelle gestanden. Direkt neben ihr. Er hätte seinen Arm nur ein wenig ausstrecken müssen, um sie zu berühren. Im Bus hat er sich dann hinter sie gesetzt. Er muss lächeln. Sie beide sehen die Welt mit so unterschiedlichen Augen.
Mit einem Papiertuch wischt er die Türklinke ab, zieht sich die Schuhe aus und stellt sie zu den anderen in die Ablage. Sie sind nass, und er will keinen Dreck in die Wohnung tragen. Das gehört sich nicht. Während er sich die dünnen Latexhandschuhe überstreift, schaut er sich aufmerksam um. Der Flur wirkt unaufgeräumt. Aber es ist auch schwer, in einer so kleinen Wohnung Ordnung zu halten.
Als er in der Morgendämmerung ihrem Kleintransporter zum Blumenmarkt gefolgt ist, war er immer noch nicht ganz entschieden. Er hat mit dem Gedanken gespielt, abzubrechen und es sich für einen anderen Tag aufzusparen. Das hat er schon häufiger gemacht. Müsste er den Moment benennen, in dem die Entscheidung gefallen ist, die Grenze zu überschreiten er könnte es nicht. Vielleicht gibt es auch gar keinen Entschluss, sondern nur eine sich selbst fortsetzende Folge von Handlungen. Wie etwa den Strauß gelber Tulpen bei ihr zu kaufen. Das hat er nicht wegen der Blumen getan, aus denen er sich nicht viel macht. Es ging ihm um den Klang der altmodischen Türklingel und ihre Stimme. Sie hat eine schöne Stimme, voll und ein wenig rau. Ihre Stimme hat ihn dazu bewegt, mehr zu wollen.
Die Geräusche in der Küche verstummen. Er erstarrt. Es wäre ganz leicht, die Schuhe zu nehmen und wieder zu verschwinden. Dann wäre alles genau wie vorher. Nichts wäre geschehen. Die Gedanken jagen durch seinen Kopf. Es ist alles ganz anders, als er es sich ausgemalt hat. In seiner Vorstellung sieht er sie in den Flur kommen und hört sie aufschreien.
Als er die Kühlschranktür und anschließend das Klopfen eines Messers auf einem Holzbrett hört, ist er fast ein wenig enttäuscht. Es reicht ihm nicht mehr, im Flur herumzustehen. Er geht an der offen stehenden Badezimmertür vorüber und bleibt vor der Küchentür stehen. Sie ist angelehnt. Er schaut durch den Spalt und sieht einen Küchentisch aus hellem Holz mit einem Stuhl davor. Sie selbst kann er nicht sehen, nur hören. Als sie anfängt, ein Lied zu summen, kann er sein Glück nicht fassen. Er hat sich alles Mögliche vorgestellt, aber nicht, dass sie für ihn singen würde. Eine einfache Melodie, die sie wiederholt, dabei ein wenig variiert, um dann ohne Übergang zu einem anderen Lied zu wechseln. Er hofft inständig, dass sie weitermacht. Jetzt weiß er, dass er sich ganz von seinem Gefühl leiten lassen kann.

Er öffnet die Tür und lässt die Szene auf sich wirken. Sie steht mit dem Rücken zu ihm. Er mag ihr Haar...."

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Film und Fernsehen

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  • Sonntags (Kurzfilm, 2000), ausgezeichnet mit dem Short-Tiger der Filmförderungsanstalt (FFA)
  • Hochzeitstag (Kurzfilm, 2002), ausgezeichnet mit dem Shock Award
  • Hier bei mir (Kurzfilm, 2002), ausgezeichnet mit dem Filmschulpreis in Silber
  • Tatort: Schürfwunden (ard, 2003)
  • Notruf Hafenkante (zdf, 4 Episoden 2007-2009)
  • Emilie Richards: Denk nur an uns beide (zdf, 2010)
  • Emilie Richards: Sehnsucht nach Paradise Island (zdf, 2011)

Über mich

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  • Geboren in Delmenhorst, aufgewachsen in Brake (Unterweser)
  • Studium der Psychologie (Diplom) und Journalistik in Hamburg
  • Wissenschaftliche Mitarbeit am Universitätsklinikum Eppendorf
  • Volontariat an der Axel Springer Journalistenschule
  • Redaktion bei verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen
  • Aufbaustudium Film unter der Leitung von Hark Bohm
  • Stipendium der Winterakademie des Fördervereins Deutscher Kinderfilm mit Drehbuchförderung des Kuratoriums junger deutscher Film
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